für die Internationalisierung von Unternehmen?
Angesichts der hohen Risikoträchtigkeit internationaler Marktstrategien ist ein transparentes, weiterführendes Verständnis über den Wandel des globalen Wirtschaftsumfelds unerlässlich, um die hieraus resultierenden neuen Chancen- und Risikopotenziale gezielt nutzen bzw. ihnen entgegen wirken zu können. Die zunehmende Einflussnahme der Politik auf die freien Kräfte der Weltwirtschaft ist nur einer von vier fundamentalen Veränderungskräften, die auf die Entwicklung der wirtschaftlichen Globalisierung einwirken (siehe Schlüsselfrage #23). Drei weitere Disruptionen resultieren aus Verschiebungen des Marktverhaltens:
1. Von der globalen Produktionskostenoptimierung zur Marktorientierung
- Die Handelsintensität der güterproduzierenden Wertschöpfungsketten ist in den letzten 15 Jahren um -20% auf einen Anteil von 22% am weltweiten GDP zurückgegangen. Ursächlich hierfür: Anstieg der Herstellkosten in den Niedriglohnländern; Zunahme der politischen Risiken. Anstelle der Güterversorgung aus zentralen niedriglohngetriebenen Produktionshubs erfolgt eine digitalisierungsgetriebene Umorientierung zu kleinen, dezentralen, kosteneffizienten KI-basierten Produktionseinheiten in unmittelbarer Nähe attraktiver Absatzmärkte zwecks schneller, flexibler, personalisierter Belieferung der dortigen Kundenpotenziale.
- Ein weiterer wesentlicher Einflussfaktor des rückläufigen Anteils der Güterproduktion am Welthandel ist der kontinuierlich steigende Eigenverbrauch der Entwicklungs- und Schwellenländer der von ihnen hergestellten Güter zwecks Deckung der heimischen Nachfrage; die Schwellenländer werden bis 2030 rund 2/3 aller weltweit produzierten Güter nachfragen. Beispiel: China, dominanter Weltmarktführer in beinahe allen Bereichen der arbeitsintensiven Produktionsgüter, verbraucht 85% seines Produktionsoutputs für die eigene Bedarfsdeckung.
2. Von der Globalisierung zur Regionalisierung
- Die Bedeutung regionalisierter Wertschöpfungsketten hat seit 2013 merklich zugenommen, insbesondere in den Wirtschaftsregionen EU, Asien/Pazifik, MENA. In der EU hat der intraregionale Leistungsaustausch einen Anteil von 63% am global grenzüberschreitenden Handel erreicht. In der Automobilwirtschaft haben sich regionale Wertschöpfungsketten um die zentralen Schwerpunkte China, Japan, Korea, USA und Deutschland gebildet. Diese binden die geographisch nächstliegenden Niedriglohnländer ein, wodurch dort Wohlstand und damit neue Absatzpotenziale entstehen.
- Die regionalisierten Wertschöpfungsketten sind gegenüber global ausgedehnten Leistungskooperationen weniger komplex und krisenanfällig, kulturell vertrauter, flexibler steuerbar und schneller an externe Veränderungen anpassbar.
3. Vom globalen Produktionsgüteraustausch zum Dienstleistungstransfer
- Der grenzüberschreitende globale Austausch von Dienstleistungen ist in den letzten zehn Jahren ist über 60% schneller gewachsen als der weltweite Austausch von Waren und Gütern, Servicebereiche wie Logistik und E-Commerce sogar 2-3x schneller. Bis zum Jahre 2030 soll der Dienstleistungsanteil am globalen Leistungsaustausch auf 50% steigen. Weltumfassende Telekommunikation, digitaler Datenaustausch und Künstliche Intelligenz im Verbund legen die Grundlage für die überragende globale Wachstumsentwicklung von Dienstleistungen.
- Die weltweiten Marktführer nutzen verstärkt die umfassende globale digitale Reichweite für digitalisierungsbasierte neue Geschäftsmodelle. Hierbei dient die Digitalisierung als zentralsteuerbare, kosteneffiziente Plattform mit weltweiter Reichweite z.B. für …
-… den Vertrieb von Produkten in Auslandsmärkten ohne kostenintensive physische Infrastruktur (Smartphones/Xiaomi);
-… kundenspezifische Produktanpassung an nutzungsindividuelle Gebrauchserfordernisse (Autos/Tesla);
-… globale Wartungs- und Instandhaltungsdienstleistungen (Flugzeugmotoren/Rolls Royce);
-… kundenindividuelle Entwicklung, Vermarktung und Verfügbarmachung von Medieninhalten (Filme/Netflix)
-… Teilnahme an attraktiven Wachstumschancen und -märkten durch kleine, flexible KI-basierte Fertigungseinheiten vor Ort (China/GE)